Artenschutz - wofür?
- Peter Kistler
- 5. Dez. 2024
- 1 Min. Lesezeit
In diesen Tagen erhalte ich stapelweise Briefe von Wohltätigkeitsorganisationen, die alle um Unterstützung für ihre Programme bitten. Die meisten von ihnen helfen Mitmenschen, die unter entsetzlichen Bedingungen leiden (welche meist von anderen Menschen verursacht werden). Aber einige konzentrieren sich auf nicht-menschliches Leben, meist domestizierte oder wilde Tiere, die sie vor Misshandlung oder schlicht Ausrottung bewahren wollen.
Letztere führen oft ein ihrer Meinung nach unwiderlegbares Argument an, weswegen ich ihre Arbeit unterstützen solle: Wir müssen diese oder jene Art oder diesen oder jenen Lebensraum schützen, damit auch unsere Kinder und künftige Generationen diese wunderbaren Schätze der Natur noch bewundern können.
Ich kann diese Argumentation durchaus nachvollziehen. Aber ich bin anderer Meinung. Die Wunder der lebenden Welt existieren nicht, um uns zu erfreuen. Und wir sollten sie nicht schützen, um künftigen Generationen von Menschen zu gefallen. Auch nicht deswegen, weil unsere eigene Spezies (oft unwissentlich) auf die wesentlichen Ökosystemleistungen angewiesen ist, die sie erbringen. Wir sollten sie schützen und ihr Überleben sichern, weil sie Werte an sich sind. Leben, das leben will, genau wie wir - mit genau derselben Berechtigung, mit der wir Freiheit von Leid und Übel fordern.
Retten wir anderes Leben vor der Bedrohung, die der Mensch für sein Überleben darstellt, weil anderes Leben genauso wertvoll ist wie unseres. Es braucht keine Bewunderung von einem zukünftigen menschlichen Publikum. Alles, was es braucht, ist Respekt. Und vielleicht die Einsicht, dass verlorene Arten nie mehr zurückkehren werden.
Comments